Die am meisten unterschätzte Zielgruppe: Generation „55plus“ in Musikschulen
Längst sind es nicht nur Kinder im schulpflichtigen Alter, die ein Instrument erlernen. Die Generation“55plus“ sieht in Musikunterricht die Möglichkeit, ihr Leben zu bereichern und vital zu bleiben. Für die Musikschulen hält diese Zielgruppe ebenfalls enormes Potenzial bereit. Wir klären auf, was „Best Ager“ als Musikschüler so attraktiv macht und wie Musikschulen diese Kundschaft erreichen können.
In Deutschland ist der demografische Wandel deutlich zu spüren. Heute ist bereits jeder zweite Mensch älter als 45 und jeder fünfte sogar über 66 Jahre alt. Dennoch fokussieren sich die meisten Angebote von Musikschulen immer noch hauptsächlich auf Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 14 Jahren. Die vielversprechende „Silver Society“ außen vorzulassen, wäre jedoch verschenktes Potenzial.
Freizeit ist ausreichend vorhanden
Viele Faktoren machen die ältere Generation als Kunden besonders attraktiv. Junge Schüler haben heutzutage oft einen Terminkalender, der so voll ist wie der eines Managers. Zudem klagen Musikschulen über enge Zeitpläne, da die meisten Schüler nur in der kurzen Zeit zwischen Nachmittag und frühem Abend verfügbar sind. Senioren hingegen sind zumindest davon befreit, arbeiten gehen zu müssen, sodass sie mehr Freizeit zur Verfügung haben. Diese kann flexibel strukturiert werden. So können Musikschulen ihre Kurse bereits am Vormittag oder am Morgen anbieten und folglich ihre Auslastung erhöhen. Unterrichten bis 22 Uhr, um alle Schüler unterzubringen? Das ist nicht notwendig.
Musikunterricht als Investition in Lebensqualität
Zudem ist diese Zielgruppe solvent und gerne dazu bereit, in Lebensqualität zu investieren. Der Begriff „Best Ager“ kommt schließlich nicht von ungefähr. Die Generation schätzt Gesundheit, Qualität und Vitalität. Dazu gehören nicht nur Fahrradfahren und Schwimmen. Auch kognitive Herausforderungen, wie Musizieren, halten nachweislich fit und beugen einem geistigen Abbau vor.
Doch es geht um noch viel mehr: Wer ein Instrument erlernt, lernt sich selber noch einmal neu kennen. Hinhören, nachdenken, kreativ werden und schöpferisch tätig sein: All das trägt maßgeblich zur Lebensfreude und Lebensqualität der Zielgruppe bei. Einer regelmäßigen Tätigkeit nachzugehen und Fortschritte zu erzielen, gibt einen Sinn im Leben und trägt so zur psychischen Gesundheit bei.
Die Zielgruppe verstehen
Wie können Musikschulen die junggebliebenen Rentner nun am besten abholen? Zuallererst sollten sich Musikschulleitung und Dozenten zusammensetzen und gemeinsam erarbeiten, was die Zielgruppe beschäftigt:
- Welche Werte hat die Generation?
- Was ist ihnen wichtig?
- Welchen Mehrwert können wir mit unserem Angebot bieten?
Der goldenen Generation geht es nicht unbedingt darum, Leistung zu erbringen oder Wettbewerbe zu gewinnen. Vielmehr kann die Musikschule als Ort der Selbstverwirklichung und des Wohlbefindens gesehen werden.
Starke Werte: Disziplin, Loyalität und Qualität
Werte wie Disziplin, Pünktlichkeit und Loyalität haben einen großen Stellenwert für die Kundschaft und werden auch gelebt. Das ist ein großer Vorteil für die Musikschule. Doch dafür wird auch eine entsprechende Gegenleistung erwartet: Mit gutem Service, Unterricht auf Augenhöhe, hochwertig ausgestattet Räumlichkeiten und Sauberkeit kann die Musikschule überzeugen. Die Website sollte ebenfalls eine gute Serviceleistung bieten, indem sie intuitiv, einladend und unkompliziert gestaltet wird.
Die „Best Ager“ schätzen flexible Optionen, da sie ihre Reisepläne nicht an Schulferien ausrichten müssen. Vielleicht passen sie auch mal auf Enkelkinder auf oder haben andere Termine. Flexibilität bei der Preisgestaltung und Terminvereinbarung ist folglich ein Muss. Wer bereit ist, seine Musikschule zukünftig an die Wünsche der älteren Zielgruppe anzupassen, kann enorm viel gewinnen. Diese Schüler sind loyal und bleiben oft über Jahre treue Kunden, wenn sie einmal von der Musikschule gewonnen wurden.
Fazit
Die Zielgruppe „55plus“ ist solvent, von einer starken inneren Motivation getrieben und kann sich ohne äußeren Druck auf den Musikunterricht einlassen. Wer auf die Kundenbedürfnisse eingeht und bereit ist, sein Angebot umzustrukturieren, wird mit einer treuen Kundschaft belohnt.
Der ausführliche Artikel zum Thema von Sabine Charlotte Langen kann bei Musikschule Intern nachlesen werden.
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